Roman von Madeline Miller
Hat dich schon mal ein Buch zu Tränen gerührt? – Mich hat es bei Madeline Millers "Das Lied des Achill" zum zweiten Mal erwischt.
Die Beziehung zwischen Patroklos und Achill wurde bereits im antiken Griechenland heiß diskutiert. Homer beschreibt in Illias die Beziehung als enge Freundschaft, während Aischylos sie ein paar Jahre später als eine homosexuelle Beziehung beschreibt, die bereits im Knabenalter begonnen habe – etwas, das im alten Griechenland gang und gäbe war. Nachdem Aischylos Achill die Rolle des "Liebhabers" und Patroklos die des "Geliebten" zuwies, schaltete sich auch noch Platon in die Diskussion ein, der das Verhältnis genau umkehrte.
Madeline Miller hat sich in ihrem "Lied des Achill" nicht nach Homers Illias, sondern nach Aischylos' Aussage gerichtet. Dies jedoch mit so einer klaren Sprache und unvoreingenommenen Schönheit, dass nicht nur die Liebe der beiden, sondern auch die tiefe Freundschaft spürbar wird.
Die Geschichte wird von Patroklos selbst erzählt, wie er als neunjähriger Prinz von seinem Vater in die Verbannung geschickt wird und am Hof des Königs Peleus, Achills Vater, Zuflucht findet. Achill, ein Halbgott, dessen Mutter die Nymphe Thetis ist, schließt Freundschaft mit Patroklos und macht den Jungen zu seinem engsten Verbündeten. Die beiden werden unzertrennlich und so führt das Schicksal sie bis nach Troja.
Du hast Troja mit Brad Pitt gesehen? Vergiss die Geschichte. Ein paar Einzelheiten stimmen schon, doch das meiste wurde für Hollywood umgeschrieben.
Miller zeigt hier eine herzzerreissende Tragödie auf, die wahrlich nicht hätte verhindert werden können. Zudem lässt sie mit wenigen Worten andere berühmte Mitstreiter, wie zum Beispiel Odysseus, König Agamemnon oder gar Helena selbst mit wenigen Worten in einem überraschend neuen Licht erscheinen. Wo zu Beginn kindliche Unschuld und Frieden herrschten, überschlagen sich die Ereignisse immer mehr, spitzen sich zu und führen zu einem epischen Finale im Krieg um Troja.
Ich kann dieses Buch wirklich jedem nur wärmstens empfehlen. Madeline Miller hat zurecht einen Preis gewonnen. Bei mir hat "Das Lied des Achill" einen Platz unter den Top 5 eingenommen.
(mcl)
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