oder: Wie man auf Amazon einen Fantasyroman bewirbt.
Als Selfpublisher hat man die wunderbare Möglichkeit, auf Amazon KDP selbst Werbung zu schalten. Das ist eine großartige Sache, denn da Amazon mittlerweile fast das Monopol für SP-Ware besitzt, führt als Indie-Autor überhaupt kein Weg mehr daran vorbei. Ob dieser Zustand gut ist, ist eine Frage für einen anderen Beitrag.
Als Selfpublisher ist man somit fast dazu verpflichtet, sich über die Möglichkeiten von Amazon-Werbung schlau zu machen. Dazu werden auch immer und überall Webinare angeboten. Selbst Amazon bietet kostenlose Schulungen an. Man muss sich ein bisschen reinfuchsen, dann klappt das schon – sollte man meinen.
Hört man den "Profis" zu, die mit komplizierten Methoden und eigens erstellten Suchwort-Algorithmen erfolgreich Bücher verkaufen, wird man allerdings immer wieder daran erinnert, dass es sich bei den Amazon Adds eben doch um eine Wissenschaft handeln muss. Nur, um am Ende doch wieder zu hören: Aber was bei uns geklappt hat, muss noch lange nicht bedeuten, dass das auf alle anderen Bücher auch angewendet werden kann.
Und was denn nun bei allen anderen Büchern tatsächlich zum Erfolg geführt hat bzw. führen kann, darüber spricht keiner. Letztendlich ist man also doch sich selbst überlassen und kann sich die Webinare für Fortgeschrittene sparen. Probieren geht über Studieren.
Also gut, ich hatte also einen fetten Fantasyroman geschrieben. 740 abenteuerliche Seiten für Erwachsene. Ich bin jemand, der in solchen Dingen sehr methodisch vorgeht. Nachdem ich mich schlau gemacht habe, wie das mit den Adds so funktioniert, habe ich schließlich den Schritt ins Haifischbecken gewagt – natürlich mit einem von mir festgelegten Versuchsbudget.
Es heißt, man soll am Anfang eine automatische Kampagne starten, damit Amazon Daten sammeln kann und man dann aufgrund dieser eine manuelle Kampagne aufsetzen kann. Gesagt, getan und mich in Geduld geübt; schließlich dauert es mindestens zwei Wochen, bis die ersten brauchbaren Daten ausgespuckt werden.
Drei Wochen später die große Ernüchterung. Hat überhaupt nicht funktioniert. Was ich bekam, waren keine Daten, sondern die Bestätigung dafür, was ich bereits beim Start vermutet hatte. Liegt vielleicht am Fantasy-Genre.
Also gut. Manuelle Kampagne aufgesetzt. Hier hört man sagen, man soll mit mindestens 200 Suchwörtern beginnen. Gesagt, getan und mich wieder in Geduld geübt.
Immerhin haben dieses Mal die Daten mehr hergegeben. Viel mehr! Denn immerhin habe ich auch viel mehr dafür bezahlt. Die Suchbegriffe haben wirklich toll funktioniert – und fast mein ganzes Budget gefressen. War also höchste Zeit, den Bericht auszuwerten.
Ich spar dir jetzt die lange Rede, denn die Daten waren offensichtlich. Es gab nur etwas, das ich tun musste, nämlich sämtliche Suchwörter deaktivieren, deren ACOS über 5% lag. Meine Kampagnen unterliefen einer radikalen Säuberungsaktion, denn selbst wenn es am Januar-Loch oder am kalten Februar hätte liegen sollen, hätten dies Zahlen nicht einmal einen versöhnlichen Frühling schwarz malen können.
Natürlich war nicht alles schlecht. Die guten – sprich: die lukrativen – Suchwörter habe ich behalten. Aber diese ließen sich an zwei Händen abzählen. Wie ich mit dem Suchwort "Fantasy" verbleibe, ist mir nach wie vor schleierhaft – und wird es vermutlich auch bleiben. Aber mit der Handvoll Suchwörter, die ich habe, fühle ich mich wohl. Für meine methodische Art passt das auch viel besser.
Letztendlich habe ich folgende Schlüsse gezogen:
- Ich denke, auf Amazon ist es einfacher einen Ratgeber oder ein Sachbuch zu bewerbe, da man sich die richtigen Suchwörter zunutze machen kann. Sucht jemand gezielt nach "vegan kochen für kinder", hat diese Person auch die Absicht, etwas zu kaufen. Auch bei Belletristik funktioniert das wahrscheinlich besser als im Fantasy, sofern man nicht gleich Vampire, Werwölfe oder Wikinger in petto hat.
- Da Amazon eine Suchmaschine ist, ist es ein Paradies zum Surfen. Im Fantasy-Genre ist ganz klar das Suchwort "Fantasy" absolut on top. Ausgespielt wird die eigene Anzeige, je nachdem wie hoch das Gebot ist. Doch mein Eindruck ist: Das Suchwort "Fantasy" dient v.a. für Sichtbarkeit und nicht, um zu verkaufen. Man bezahlt v.a. für Surfer-Klicks.
- Sachbücher und Ratgeber werden v.a. als Prints verkauft. Bei Fantasy – dem Genre, das ja bekanntlich fette Wälzer raushaut – hat das eBook die Nase vorn. Das ist in dem Sinne schlecht, weil im SP-Bereich die eBooks zu Minimalpreisen verschleudert werden. Ergo sinkt auch das Gebot, das ich machen kann, um überhaupt break-even zu kommen.
Zum Zeitpunkt der Anzeigeschaltung war auf KDP noch das alte Dashboard und man hatte keinen zeitrealen Gegenwert zu den gelesenen Amazon Unlimited KENP-Seiten, wie es seit Neustem über das Tool "Tantiemenschätzung" ersichtlich ist. Das macht die Auswertung von Werbeausgaben vs. Einnahmen natürlich leichter.
- Ich weiß nicht, ob es einfacher wäre, 450 Seiten anstatt 750 Seiten zu bewerben. Dazu fehlen mir die Daten. Und ich kann ja schwer meinen Roman einfach durch Zwei teilen. Wer also Erfahrung diesbezüglich hat, darf sich gern bei mir melden.
Was ich für die Zukunft mitnehme:
- Meta (also FB und Instagram) ist gar nicht mal so schlecht, wenn es um Werbung geht. Denn dort hat man die Möglichkeit, seine Zielgruppe zu definieren – vorausgesetzt man ist sich seiner Zielgruppe bewusst. Aber genau das, behaupte ich jetzt mal, ist v.a. im Fantasy-Genre ein großer Vorteil.
- Ich versuche, probiere und entdecke weiterhin die Möglichkeiten auf Amazon. Bisher waren es nur die Sponsored Products. Aber da ich seit Mai 2022 eine Trilogie vorweisen kann, wird es hier wohl bald auch einen Beitrag zu den Sponsored Brands geben.
Und welche Tipps gebe ich dir?
- Halte dich an ein Versuchsbudget. Wie viel das ist, kannst nur du selbst wissen.
- Versuch es einfach selbst, aber das Grundwissen darüber, wie man eine Kampagne aufsetzt und Resultate auswertet, solltest du schon mitbringen.
- Weniger ist mehr. Vor allem im Fantasy-Bereich sind viele Suchwörter für die Katz. Aber da musst du wohl selbst herausfinden, welche das sind.
- Amazon ist NICHT alles! Glaub nicht, einmal Werbung schalten reicht aus, um danach nichts mehr tun zu müssen. Es gibt noch andere Kanäle, um auf dich aufmerksam zu machen. Nutze sie – unbedingt!
Ich hoffe, dir mit diesem Beitrag mal einen ehrlichen Einblick in die Amazon-Adds-Welt geboten zu haben. Diese Welt ist voller Tücken und wahrlich ein Haifisch-Becken. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es allen Selfpublishern gleich geht, und wünsche DIR viel Erfolg!
PS: Ach ja, wenn es schon um Werbung geht ... ;)
oder direkt
(mcl)
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